Wie alles begann

Schipper Klottje? Was ist das? Wo liegen die Ziele?

Das geht zurück auf einen Regentag im Sommer 1994. Zusammen mit ihren Frauen landeten zwei Freunde ungeplant mit ihrem 63 Jahre alten Motorschiff „Maria“ mitten in einem Treffen früherer Berufsschiffe in Enkhuizen. Sie waren beeindruckt.

„So was in Leer hinter der Waage unterm Rathausturm! Das wär was!“ Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Schon im nächsten Sommer luden sie zum ersten „Treffen Traditions-Schiffe unner d‘ Raadhuustoorn“ ein. 34 alte Schiffe kamen. Braune Segel und bunte, liebevoll gepflegte Schiffe da, wo früher die Fehnschiffe ihren Torf anboten „unner d‘ Rathuustoorn“.

„So müsste das immer sein, da hinter der Waage, dann hätten wir einen Anziehungspunkt in der Altstadt!“ Der Wunsch vieler und damit im Stillen der Auftrag für einen Museumshafen. Zwei Tjalken lagen schon da, die „Vertrouwen“ und die „Mededinger“ sowie – mit Europas Hilfe – die „Bertus Freede“, ein als Dampfschlepper gebauter Hamburger Hafenschlepper von 1928. Und dann kamen auch Mitstreiter dazu, die mit anpackten und das ursprüngliche Bild des Dampfschleppers wieder erschufen.

Es waren die ersten Freiwilligen, viele von ihnen auch Mitglied im Heimat-Verein. Rund 100 sind es heute, Frauen und Männer.

Im Sommer Museumshafen und „Treffen Traditions Schiffe“, und im Winter? „Einen Weihnachtsmarkt könnten wir machen, aber anders als in der Stadt – stiller, mehr so wie früher!“, war ein Gedanke. Die kleine Truppe war begeistert bei der Vorstellung. Die Häuschen für diesen Markt zeichnete Architekt Heiko Winenga, der Landkreis ließ sie bauen, nur das Material musste bezahlt werden. Und dieser erste „Wiehnachtsmarkt achter d’Waag“ war in aller Munde, war ein überragender Erfolg. Er war anders, war persönlich. In den Häuschen wurden und werden überwiegend selbstgemachte Geschenke angeboten. Selbstgemachte Marzipan-Figuren und Pralinen, Speckendicken und warme Wollsocken und Schals, Bratwurst und Glühwein – und der Erlös in den Häuschen geht in soziale oder gemeinnützige Einrichtungen. Mehr als 32.000 Euro im letzten Jahr… und das nun schon seit vielen Jahren!

Wohl haben sie sich einen Namen gegeben, „Schipper Klottje“, aber einen eigenen Verein haben sie erst später gegründet. Das Schipper Klottje war zunächst eine Untergruppe des Heimat-Vereins, dem man bewusst nicht die Mitglieder abwerben wollte.

Mittlerweile wurde das Schipper Klottje als eigener Verein aus dem Heimatverein ausgegliedert, um eine bessere Trennung zwischen den zu bedienenden finanziellen Schwerpunkten „Heimat-Museum“ und „Museumshafen“ zu erreichen. Günter Prahm, zunächst wie bei den Lotsen als ein „Eldermann“ im Schipper Klottje tätig, ist nun Vorsitzender des Vereins. Er hat „Schipper Klottje“ geformt und so wird da, ohne Ansehen von Stellung und Beruf, untereinander nur mit dem vertrauten „Du“ gesprochen. Und mancher, den der Beruf von Leer wegführte, fand in dieser Runde seine Heimatstadt wieder.

Beim „Treffen Traditions-Schiffe unner d‘ Raadhuustoorn“ alle zwei Jahre am ersten Wochenende im August werden besonders die Frauen mit Roland Bauer wieder aktiv. Sie bewirten die vielen Schiffer und ihre Familien mit Selbstgemachtem beim Brunch im „Klottje Huus“. Das machen sie so nett und liebevoll, dass die Gäste (von denen etwa 65 % aus Holland kommen) das immer wieder lobend hervorheben.

Leer-Historische Altstadt mit Leben füllen, Menschen zusammen führen“, das möchten die Frauen und Männer, das sieht man. Was aber dahinter sitzt, welcher Arbeit es bedarf, bis aus vielen Mosaiksteinen ein sichtbares Bild zusammengefügt ist, das sieht man nicht.

Zum Beispiel die Frauen, die nach jedem Treffen abwaschen, wieder aufräumen, die Weihnachtskarten und Einladungen zu unserem Treffen schreiben; oder die Frauen und Männer, die die Einladungen zu den monatlichen Sitzungen in Leer verteilen, die die Buchführung machen, die Schlepper auch im harten Winter betreuen, die den Bühnenwagen wieder verschließen, die Dias machen und vortragen, die den Weihnachtsmarkt auf- und abbauen helfen. Die Aufzählung ließe sich fortsetzten bis zu einem Pastoren, der eifrig beim Schipper Klottje mithilft und die plattdeutsche Predigt hält oder den Helferinnen und Helfern, die den Mai- und Adventskranz schmücken und andere, die Bratwurst bereiten.

Das alles ließe sich nicht machen, wenn nicht ein jeder sich bemühen würde, den anderen zu verstehen, wenn nicht einer dem anderen helfen will, wenn die oder der Kummer hat und diese Haltung bestimmt das Geschehen im „Schipper Klottje“.

Was auf dem Weihnachtsmarkt umgesetzt wird, geht jedoch nicht in die Kasse des Schipper Klottje, sondern dient gemeinnützigen Zwecken. Und dann ist da noch eine kleine Stiftung eines Leeraner Ehepaars, aus deren Erlösen wird auch dem „Schipper Klottje“ geholfen.